Birgit Huebner

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lichtort

Birgit Huebner hat ihre Uminzsenierung des Wewerka-Pavillion „Fort Knox“ genannt. Was der Name umschreibt, kann der Betrachter am ehesten aus der Ferne erfahren: denn aus der Distanz erscheint der Pavillion durch die im Inneren der Glasscheiben aufgeklebten Sreifen wie allseitig vergittert, hermetisch verschlossen und also vergleichbar jenem amerikanischen Geldort und Goldschatzhort, den zwar kaum jemand kennt, um den sich jedoch desto zahlreicher die Mythen ranken. „Fort Knox“ als verriegelte Festung ist eine schöne Metapher, die das Schöne zweideutig benennt.Der martiale Charakter einer Festung wird durch ästhetische Mittel zugleich aufgehoben und in sein Gegenteil von Helle und Weite verwandelt…

Als Material der transparenten Pavillionfestung diente hier allein das leichte Papier. Die Wahl des Materials, die Größe der Elemente wie auch ihre Anordnung beziehen sich auf die Bedingungen des Gebäudes, insbesondere die Fronten der großen Glasscheiben. Eine Umdeutung sowohl der Stabilität der Architektur als auch der einfachen Durchsichtigkeit in den leeren Innenraum ist durch die Papierstreifen mit ihrer scheinbar endlosen Reihung erreicht - bei Tage wird das Sonnenlicht zum Mitspieler, bei Nacht, wenn im Inneren das Kunstlicht eingeschaltet ist, übernehmen Lichtstrahler die Rolle, um den Pavillion in eine monumentale Laterne zu verwandeln. Dann ist die Umdeutung perfekt - es scheint als sei der Bau, von dem man ja nicht genau weiß, ob er eine Plastik oder ein Prototyp der Architektur sein will, allein als Träger der Lichtinszenierung vorhanden…

Für das einzelne Papierelement mag angemerkt sein, daß diese selbst einen Architekturbezug enthält, denn das querrechteckige Format wiederholt den langgestreckten Gebäudegrundriß. Die Plazierung jedoch fogt nicht den senkrechten oder waagerechten Gegebenheiten der Architektur, sondern diagonalen Leitlinien, wodurch sich als Widerspruch zu den Grundrichtungen ein Spannungsmoment aufbaut. Die diagonal orientierten Elemente sind überdies auch nicht so angebracht , daß sie von einer ausgesparten Senkrechten ausgehen. Das gesamte Gebäude soll einheitlich ummantelt wirken, kein optischer Schwerpunkt sich hervorheben, und keiner Ansicht soll wird zugestanden, als die bevorzugte zu gelten…

Jürgen Wißmann

aus: Wewerka Pavillon. Kunstakademie Münster. Projekte 1994

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